Ida ging
durch die Straßen der Stadt.
Offen für
Begegnungen ließ sie sich treiben.
Sie
überquerte eine Straße in Richtung Fluss und fand neben der Fahrbahn einen
Vogel, am Teer liegend.
Armer, toter
Vogel, sprach sie und, angerührt von der Zartheit seines Gefieders, hob sie den
kleinen Körper auf, ganz sacht, und ließ ihn auf das Gras gleiten, das Gras
unter den Bäumen, die die Straße beschatteten.
Da spürte
und sah sie sein Herz klopfen.
Mit
Wassertropfen aus ihrer Trinkflasche benetzte sie den Schnabel, ein kleiner
Schwall roten Blutes benetzte die Brust.
Aber die
Augenlider zuckten.
Wieder und
wieder träufelte sie Wasser auf den Schnabel, worauf sich das Blut verdünnte.
Da begann er
zu schlucken. Und trank schließlich.
Sie kniete
im Gras neben ihm, als sich die Augen öffneten und wieder schlossen. Und sich
wieder öffneten.
Sie strich
ihm behutsam über die Brust und war bei ihm.
Da ging ein
Beben durch den Körper des Vogels, die Flügel breiteten sich aus und er flog
auf den nahen Baum.
Sie stand
auf, dankbar, dass das Leben in ihn zurückgekehrt war.
Er flog noch
auf den nächsten Ast. Und weiter.
Dann ging
sie.
Als ich sie
später fragte, was für ein Vogel das gewesen sei, konnte sie ihn nicht
beschreiben.
Ich glaube,
sagte sie, das ist so, wenn Jemandem etwas zustößt: Du hilfst und achtest nicht
darauf, welche Hautfarbe jemand hat.
Mir begegnete heute auch ein Vogel, aber er war tot. |