Auf dem
Hinweg Warnungen. Bäume knarzen. Die Blindschleiche am Weg züngelt. Ich
verstehe nicht. Noch halten die Riemen der Sandalen mich am Boden. Mein Weg
durch den Wald ist wie ein Band. Die Äste der Buchen schwingen im Wind. Ihre
Blätter rascheln mir zu, mich zu lösen. Wurzeln klammern sich an Mutter Erde,
dann wage ich es, mit dem Mut der Zweifelnden, und berühre mit nackten Sohlen
den Strand. Die erste sich überschlagende Welle trägt mich fort.
Samstag, 26. August 2017
Dienstag, 22. August 2017
abends am See
abends am See am Ufer
an der Hand Fingerkuppen atmen mit der Rinde der Kastanie ein
und aus
alle, dann auch die Stirn
Sehnsucht galoppiert auf den hellen Hof des Monds
das Echo pflanzt sich fort an den Kraterwänden, ins All und
weiter
achtungsvolle Verneigung vor den Kieseln, die ihre Muster im
Dunkel verbergen
Dank an die Lichtgaben der Glühwürmchen im Schattenreich des
Waldes
Angst vor der Ambosswolke am orangefarbenen Westhimmel
das letzte Mal
abends am See
©barbara biegel2017
Freitag, 4. August 2017
unter zwischen über bäumen
Ich sitze am alten Krankenhausgelände der Stadt.
Seit
langer Zeit gruppieren sich Gebäude um einen Platz, den man als kleinen Park
angelegt hat. Alte Linden, Kastanien mit riesigem Stammdurchmesser, elegante
Schnurbäume, behängt mit langen Schoten, ein Tulpenbaum und ein
relativ frisch gepflanzter Ginkgo sowie einige Obstbäume verteilen sich um weiße
Metallbänke. Generationen junger Mütter haben hier gesessen, wann immer es
möglich war, den geregelten Zeiten des Frauenklinikalltags zu entfliehen. Ein
dunkelhäutiger Student kommt aus dem langgestreckten Flachbau und doppelt die
Fremdheit, die ich in mir spüre. Blattwerk spiegelt sich in einer
Fensterscheibe zu einer Figur, die mahnend die Hand hebt: Hör auf zu jammern,
nimm dir ein Beispiel an den Falken. Laut rufend erheben sie sich und umkreisen
ihren Lebensraum. Gib mir, gib mir, schreien die Jungvögel und verfolgen die
Mutter, die ihnen zu verstehen gibt, dass Freiheit Arbeit ist. Das
Rotschwänzchen hat das längst verstanden. Es lässt sich vom Falkenschatten auf
dem Asphalt nicht beeindrucken, wippt kurz mit dem Schwanz und hüpft weiter von
Schild zu Bank, zum Boden und wieder in die Höhe, um aufzupicken, was es von
oben erspäht hat.
An
den mit Säuglingsschreien gesättigten Mauern sind zahlreiche Gedenktafeln berühmter
Männer angebracht, die als Kinder ihrer Zeit dazu beitrugen, die Seele vom
Körper zu trennen. Von drei Seiten dringt das unaufhörliche Rauschen von Lüftungs-
und Kühlungsgebläsen ans Ohr, obwohl Frauen- und Augenklinik seit wenigen
Wochen in das neue Uniklinikum am Rand der Stadt umgezogen sind. Ich bin mit
den Falken und den Tauben allein hier. Manchmal ertönt der schrille Ruf einer
Amsel als Warnung vor dem Jäger. Ab und zu durchfährt ein Auto die Schranke an
der Pforte. Die Geriatrie und die Strahlenabteilung sind als einzige noch in
den Häusern verblieben.
Die
Bäume leiden unter der Trockenheit der letzten Jahre wie meine Seele an der Wüste,
auf die sie gestoßen ist. Mit lautem Rascheln lässt eine Linde mir ihren trockenen
Ast direkt vor die Füße fallen. Mauersegler machen Flugübungen hoch über mir
und treffen sich mit meiner Sehnsucht, die sich wünscht, aufzubrechen. Wolkenberge
im Westen, schwüle Gewitterschwere, Grüße aus dem Anderswo.
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