„Alles ist gut! Vom Geld getrennt zu
sein, wird für Sie der Vergangenheit angehören!“ Die Frau im weißen Arztkittel
nickte mir aufmunternd zu. Ich konnte es immer noch nicht glauben. So lange
hatte ich auf diesen Satz gewartet und jetzt, wo er ausgesprochen worden war,
zweifelte ich an der Wirklichkeit.
Die Ärztin hatte mein Zögern bemerkt, sie
hängte das Stethoskop auf den Haken am Regal und lächelte: „Ist wohl schwer zu
glauben, was?“
Ich holte tief Luft: „Ja, es war ein
langer Kampf, wie oft bin ich müde geworden, ihn zu kämpfen, wie oft wollte ich
aufgeben und dass sich nun der Erfolg eingestellt hat, fällt mir wirklich
schwer zu glauben. Dabei hat es sich in den letzten Tagen abgezeichnet. Mein
Buch hat sich wie ein Lauffeuer im ganzen Land verbreitet, es hat überall Wärme
in den Herzen entfacht, mein Konto hat sich mehr und mehr gefüllt, weil die
Leserinnen und Leser ihre Lieben und Freunde daran teilhaben lassen wollten.
Ich bin so dankbar, verstanden zu werden!“ Ich knöpfte meine Bluse zu. „Ich
habe Ihnen sehr viel zu verdanken, Frau Doktor!“
„Aber ich bitte Sie!“, wehrte sie ab.
„Das war doch selbstverständlich!“
„Nein, das stimmt nicht“, protestierte
ich, ließ mich von der Behandlungsliege gleiten, fuhr mit den Fingern durch
mein Haar und schlüpfte in meine Jacke.
„Welcher andere Arzt hätte jedem seiner Patienten ein Exemplar meines Buchs
verschrieben? Und wer hätte seinen Einfluss im Kulturausschuss für Lesungen
geltend gemacht, ganz zu schweigen von der großzügigen Bücherspende an die
Bibliotheken der Region?“
Sie wischte meine Worte weg wie Fliegen,
aber ich ging einen Schritt auf sie zu und nahm ihre beiden Hände in die
meinen. „Und etwas sehr Wichtiges muss auch noch gesagt werden. Sie haben mein
stolperndes Herz und meine luftknappe Lunge beruhigt, denen die Existenzsorgen
zu nah gerückt waren. Was wäre mein Blutdruck ohne Sie? Unendlich hoch! Welche
Kapriolen würden meine Schilddrüsenhormone noch machen? Mein Mausarm würde
immer noch quietschen wegen des Schreibens der vielen flehenden E-Mails. Ich
kann Ihnen nicht genug danken, und ich möchte Ihnen das Wertvollste geben, was
mir möglich ist.“
Ich glaubte, ein kleines Zögern in ihren
Augen wahrzunehmen. Wusste sie denn nicht, was ich meinte? Kannte sie mich so
schlecht? Noch ihre Hände in den meinen haltend, sagte ich feierlich: „Sie
werden in meinem nächsten Buch die Hauptfigur sein!“