Der
Fuchs sieht mich immer so vorwurfsvoll an, besonders dann, wenn mir etwas nicht
gelungen ist. Wenn ich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich den Job gekündigt
habe, einen Job, der gut bezahlt war, keine Vor- und Nachbereitung einforderte,
einen Job, in dem ich mir über mehrere Jahre eine anerkannte Position erarbeitet
hatte, einen Job, den ich gekündigt habe, weil mein Anspruch so hoch ist und
meine Toleranz und Energie erschöpft. Ich sollte kein schlechtes Gewissen
deswegen haben. Ich habe gekündigt, weil ich in einem wertschätzenden Umfeld
arbeiten will und weil ich denke, dass man eine Verantwortung hat, wenn man mit
Menschen arbeitet, besonders mit Kindern.
Der
Fuchs ist über die Jahre etwas in die Knie gegangen, sein Karton hat etwas von
seiner Spannkraft verloren, vielleicht, weil er seit Jahren meine Kämpfe mit ansehen
muss, wenn ich vor dem PC sitze und schreibe. Sicher hat er alle meine Mails
mitgelesen und das hat ihm die Knie weich werden lassen. Der Fuchs stemmt sich
mit letzter Kraft mit den Vorderpfoten gegen das Resopalweiß des Tischchens. Er
ist alt geworden. Ich kenne ihn seit fünf Jahren. Ich weiß nicht, wie alt
Füchse werden. Ich erinnere mich an den Moment, als ich ihn aus dem länglichen
grünen Umschlag zog, ihn vorsichtig aufklappte, die kleine rote Lasche des
Vorderteils am oberen Rand hindurch steckte und er sich aufrichtete, auf seinen
Hinterläufen Platz nahm, seinen buschigen Schwanz seitlich um das Hinterteil
ringelte und mich mit seinen bernsteinfarbenen Augen durchdringend ansah. Das
Weiß seines Bauchfells leuchtete und die schwarze Nase glänzte. Ich mochte ihn
gleich und war ganz begeistert von seiner aufrechten Haltung. Über die Jahre
hat er sich mir angeglichen, fürchte ich. Vielleicht hat ihn auch der Staub
etwas nach unten gedrückt, ich war nie mit dem Putzen hinterher. Ja,
wahrscheinlich habe ich ihn vernachlässigt, nicht darauf geachtet, was er mir
sagen wollte. Mit der Zeit hat er den Kopf immer weiter nach vorn geschoben,
hat immer eindringlicher gestarrt. Habe ich das wahrgenommen? Ich weiß es
nicht. Ich weiß nur, dass er eines Tages
in die Knie ging und zusammensackte. Ich erschrak und stellte ihn eilig
wieder hin, aber er musste von dem Tag an gestützt werden, seine Basis hatte
einen Knick bekommen. Seitdem habe ich den Eindruck, er gibt mir an allem die
Schuld. Ich hoffe, ich kann das wieder gut machen.