Nach dem Film über Oberfranken von Annette
Hopfenmüller im BR– man nennt es jetzt Hochfranken, um deutlich zu machen, dass
dieser Landstrich das verstaubte Image längst abgelegt hat – konnte ich lange
nicht einschlafen. Als mein Mann nach dem Ausschalten des Bildschirms gähnte und
meinte: „Ja, wenn man die Märkte in Asien bedient, dann kann sowas schon klappen“,
hatte ich gestutzt und gerufen: „Aber es ging doch gar nicht um asiatische
Märkte, nur bei einem Beispiel vielleicht, da ging es doch darum, dass man seine
Träume verwirklichen kann.“
Das war es vermutlich, was mein Herz hatte
schneller schlagen lassen. Mir fiel plötzlich der alte Plan wieder ein, fünf
Jahre war es bestimmt schon her, wenn nicht sechs oder sieben, dass ich daran
gedacht hatte, meine kleinen Kunstwerke in einem Abbruchhaus zu filmen, plötzlich
standen die Bilder ganz klar vor mir: meine Augenöffner aus Holunderholz würden
an ästhetisch verblichenen Wänden, auf rauchblauem, verwaschenen Putz mit etwas
Graffiti - für den urbanen Bezug - an kleinen Nägeln befestigt weite Flächen
verzieren. Die großen, neuen Scheiben würden etwas mehr Raum beanspruchen, sie
waren stark und zogen jetzt schon alle Blicke auf sich, die kleinen würden
Schwärme bilden und mit ihrer Lebendigkeit wie die Wolken von Staren oder
Fischen die Betrachter zum Staunen bringen.
So farbenfroh wie die Stoffe in der
Textilindustrie oder den kleinen Manufakturen waren meine Arbeiten auch. Sie
waren aus einem Naturmaterial, das überreich zur Verfügung stand, denn jeder Holunderstrauch
brachte Totäste hervor, die kleinen und großen Exemplare meiner Scheiben waren
mit Lebensringen und mit Worten geschmückt, sie brachten die Menschen in Verbindung
mit Wurzeln und mit Schönheit, sie ließen sie nachdenken über Verbundenheit,
sie gaben ihnen Zuversicht.
Dazu passte mein neues Buch, es war fast
fertig und spielte in Oberfranken. Ich wünschte mir, die Nachricht der Literaturagentin
würde bald eintreffen, die Nachricht, sie wäre begeistert von der Leseprobe und
freue sich auf das Manuskript.
©Barbara
Biegel2020