Im Traum
Im Traum der Nacht hab ich die Saale gesehen
Nach herbstlichem Waldweg stieg meine Gruppe in freiem Gelände zu ihr hinab
Ich kannte den Weg, war ihn träumend ein paar Mal gegangen
Vergeblich damals, verwehrt war der Übergang
Und wirklich:
Die Saale kannte auch diesmal kein Ufer
Besonnt und mächtig lag sie im Bett
Nasse Gräben, bewachsen von grünfrischen Halmen
Und weiche Erde, auf der wir schwankten,
hielt sie bereit wie ein kluges Geschenk.
Der Fluss war der Meister und hielt uns auf Abstand
Die meisten der Gruppe blieben ihm fern.
Nur ich und das Kind, wir wagten uns weiter
Denn einst war es möglich, die Furt zu durchqueren,
Einmal sogar gelang mirs im Traum:
Das Gehen inmitten des Wassers war einfach und ohne jede Gefahr nahm ich Raum
Wieso die Spuren von Reifen hier enden? fragte das Kind.
Ich gab zur Antwort: Weil hier ein magischer Ruheort war.
Ob uns der Rückweg nun wieder hinauf führt? fragt es mit großen Augen erneut.
Ja, so ist es, sagte ich leise, um eine Erfahrung sind wir dann reicher und
mit einem Ja beginnt Leichtigkeit.
Beim Blick in das Wasser sahen wir Fische
Umgeben von Klarheit und voller Vertrauen in jegliche Tiefe
Aus ihren Kiemen sprossen noch Teile der Lungen
Bejahend war ihre Entwicklung im Gange
Lebendig und offen zugleich
Die Fülle und Vielfalt verschlug mir die Sprache
Ich ging in die Hocke, nahm das Kind auf den Schoß
Ich wies auf das Wunder und sprach von Verbindung
Und merkte sogleich, dass das Kind davon wusste.
Das so voller Mühe von mir Erkannte war ihm schon immer im Geheimen vertraut:
Wir sind nicht getrennt, nicht von Klarheit und Atem, nicht von Wasser und Berg, nicht von allen Geschöpfen
Und voller Liebe wachte ich auf