Wir blickten zu dritt in
den Himmel über der Stadt, so, als ob noch etwas fehlte, ein letztes Zeichen,
das uns erlaubte, bestärkte und den Impuls verlieh, der Stadt den Rücken zuzukehren,
sie zu verlassen. „Solche Zeichen kommen doch immer vom Himmel, oder?“, fragte
Ben in die Stille hinein. „Kann sein, denk schon“, murmelte Tanga. Ich sagte
nichts. Grau und fleckig lag der Himmel über der Stadt wie ein schmutziges
Tuch. Wir konnten uns nicht trennen, das fühlten wir deutlich, es hatte keinen Blick zwischen uns für diese Erkenntnis gebraucht. Uns allen
fielen Abschiede schwer, zu viele hatten wir schon hinter uns, und jetzt, bei
dem ersten gemeinsam geplanten, um unsere Haut zu retten, klebten wir an der verdammten
Stadt wie Fliegen am Leim. „Zum Donner!“, stieß Ben hervor, „Los, du mistiges
Zeichen, komm, wir brauchen dich!“ Nichts geschah, nur ein müder Wind verschob
die Flecken am Himmel langsam und unendlich zäh nach Ost. „Lass uns einfach so
gehen, mir wird kalt“, versuchte es Tanga, aber ihre Stimme, die zu anderen Anlässen
so kräftig sein konnte, war dieses Mal dünn und energielos, das letzte Wort lief
mit einem Flüstern aus, als ob sie selbst an diesem Vorschlag zweifelte. „Nur
noch ein bisschen!“ Mein Einwand war zu flehend herausgekommen. Ich hasste mich
dafür. Schließlich war ich die treibende Kraft gewesen war ihnen mit meinem Gejammer
in den Ohren gelegen und hatte ihnen die Augen geöffnet, hatte sie die Welt, in
der sie glücklich gewesen waren, anders und neu sehen lassen, hatte das Nachteilige
so groß werden lassen, bis sie bereit waren, mir zu folgen. Denn ich wollte ungern
allein sein, wenn ich mich von allem löste, was mir einmal etwas bedeutet
hatte. Ich wusste, ich war feige.
Wer möchte die Geschichte weiterschreiben? Über Zuschriften per mail freue ich mich!
©BarbaraBiegel2020
Hier noch ein Blick in den Blog von Margrit Irrgang. Zum 8. März hat sie recherchiert und macht uns Geschenke.
https://margrit-irgang.blogspot.com/
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