19 September
Fuchsspuren im Sand
Wo wohnst du, Strandfuchs? Wie weit geht dein Revier? Was
haben die Menschen zurückgelassen, was dir schmecken könnte? Wirst du gut über
den Winter kommen?
Das Klacken eines Fotoapparats erzählt mir von einem Bild,
auf dem später die Windflüchter zu sehen sein werden, nicht deine Spuren, Fuchs,
nicht ich, die Mutter, mit den Augen den Himmel nach einem Falken absuchend,
ein Zeichen ihres Sohnes, unterhalb der Wolkendecke, sanft.
Auch deine Spuren, Fuchs, erzählen von meinem Kind: er ist
in der Kraft deiner Gliedmaßen, im Glanz deines Fells, in der Geschmeidigkeit
deiner Bewegung. Deine Ohren hören mich, seine Mutter, sie ruft am Strand:
Sohn!
Noch liegst du, Fuchs, im Schutz deines Baus. Erinnerst du
dich? Im letzten Jahr gingst du abends ans Meer und suchtest die Ufer ab nach
Essbarem. Da stand die Frau an der Linie zwischen Wasser und Strand, voll
Freude über den gefundenen versteinerten Seeigel, diesen feingezeichneten Gruß
aus der Vergangenheit. Sie wusste noch nichts von der Zukunft, von der Reise in
die Berge zu ihrem toten Sohn. Du sahst sie und es kümmerte dich nicht, du
gingst weiter deiner Wege, ganz nah - so
fern war sie noch der kommenden Botschaft und so voll Liebe.
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