Ich bin Trauerbegleiterin! |
"Ich komme aus der Stadt zurück. An verschiedenen Orten habe ich Flyer verteilt und Menschen angesprochen, um für meine Arbeit als Trauerbegleiterin zu werben.
Nachdenklich stelle ich fest,
dass das Thema Trauer für viele Menschen ein Problem zu sein scheint, etwas,
dem sie lieber mit gesenktem Blick begegnen. Oder sie bringen es sofort mit
Hospizarbeit und Sterbebegleitung in Verbindung, mit Bestattungsinstituten und
Pflegeheimen. Man empfiehlt mir, meine Flyer an Treffpunkten für Menschen
auszulegen, die psychisch angeschlagen, in Betreuung oder arbeitslos sind.
Sicher, auch Nichtgebrauchtwerden, Krankheit, Lebensentwürfe, von denen man
Abschied nehmen muss und andere Verluste müssen betrauert werden, aber der Tod
geht uns doch alle an. Er kann uns mitten im Leben begegnen. Als betroffene
Mutter weiß ich, wovon ich spreche. Wir sind ganz normale Menschen, die wieder
in ein uns erfüllendes Leben hineinwachsen, indem wir uns für die Wellen der
Trauer Zeit nehmen, uns ausdrücken und unsere Erfahrungen mit Anderen teilen.
Das ist heilsam und Ausdruck der Liebe zu den Verstorbenen.
Jedes Jahr sterben allein in
Deutschland zwanzigtausend Kinder an Krankheiten, durch Unfälle oder Suizid.
Sie hinterlassen Eltern, Großeltern und Geschwister. Erwachsene lassen
Ehepartner, Partnerinnen und Freunde zurück, Eltern sterben und lassen ihre
Kinder zurück, gleich welchen Alters.
In den Medien ist Sterben und Tod
allgegenwärtig, aber vielen fällt es schwer, mit Trauernden zu sprechen. Medikamente,
um die Trauer zu betäuben, verhindern eine tiefe, kreative Auseinandersetzung
mit dem Verlust. Ich wünsche mir mehr Offenheit für das Thema Endlichkeit, mehr
Mut für den Umgang mit Trauernden und die Anerkennung der Tatsache, dass
gelebte Trauer ins Leben gehört."
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