Eine Momentaufnahme. Es ist schon der 8.
Dezember. Mein Tag, der Barbaratag, ging dieses Mal ohne Kirschzweige vorüber. Ein
Adventskranz am Tisch fehlt völlig. In der Schublade warten die vergoldeten Papiersterne
meiner Großmutter darauf, dass sie wie jedes Jahr ans Fenster dürfen, auch der
kleine Engel aus Holz ist noch im Dunkel des Kartons verborgen. Mir ist nicht
danach, sie ans Licht zu holen. Sie müssen mir noch etwas Zeit geben. Der Tod
meines Kindes ist schon fünf Jahre her, zu meiner Überraschung kann ich dieses
Mal den Dezember und die Vorweihnachtszeit nicht begrüßen. Immerhin habe ich versuchsweise
Plätzchen gebacken, zwei Bleche, nicht mehr. Ich habe nur ein bisschen währenddessen
geweint, das hat mich ermutigt, danach das Teelicht mit den Sternen anzuzünden.
Am Montag wollen sich alle am Weihnachtsmarkt zum Glühweintrinken treffen. Ich weiß
noch nicht, ob ich hingehe. Zurzeit bin ich nicht sehr robust. Ich weiß nicht,
welche Wege die Trauer mit mir geht. Vielleicht bereitet sie mich auf eine neue
Zeit vor, eine Zeit, in der alles anders sein wird, eine Zeit mit größerer
Hoffnung, so wie damals, als ein Kind geboren wurde, das mit der Botschaft Liebe
versucht hat, die Welt zu verändern.
©BarbaraBiegel2019
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