Freitag, 3. Januar 2025

Beschreibung


 

Meine Haarfarbe ist mehr weiß als grau. Nach dem Friseurtermin sieht meine Frisur immer sehr gut aus. Meist fallen die Haare glatt herunter, manchmal bilden sich Wellen.

Schon immer wollte ich ein anderes Gesicht haben. Meines ist rund, knubbelig, hat eine Kerbe am Kinn und ein breites Grinsen. Je älter ich werde, desto mehr Arbeit macht es, die Mundwinkel nicht hängen zu lassen. Ich habe mal die Direktorin einer Schule bewundert, sie sah vom Typ her so aus wie ich und wenn sie etwas sagte, war es, als würde ein Licht angeknipst, so eine tolle Ausstrahlung hatte sie. Ich weiß nicht, ob ich jemals dahin komme. Dann habe ich noch Schlupflider, wie Mama, aber nicht ihre blendend weißen Zähne.

Meine schönsten Grübeleien gehören der Kunst. Sie erschaffen Geschichten zu meinen Kunstwerken. Angefangen hat es mit den Holundern, die haben mir viele Grübeleien geschenkt. Dann Filme und zuletzt das Schreiben. Ich bin nämlich Künstlerin.

Von hier aus sieht alles ein bisschen wackelig aus. Das passt zu meiner wackeligen Seele. Sie spiegelt sich in meinen verdunkelten Augen.

Entgegen meiner Erwartung bin ich Optimistin. Ich weine zwar viel, wenn mir das Schicksal wieder was vor die Füße wirft, doch das schwemmt nur die Stresshormone raus - am Ende fügt sich alles und wird gut. Man muss die Schnipsel nur aufheben wie Landschaften mit den Augen.

Im Hauptberuf bin ich gerade Schulbegleitung. Da muss ich schnell sein und wendig und starke Armmuskeln haben zum Festhalten. Aber auch hier bin ich Künstlerin. Ich kann alles verwandeln.

Ich entdecke Zeichen. Überall. Und Falken. Darin bin ich besonders gut.

Geruchsallergisch bin ich auf kalten Blumenkohl. Dann halte ich den Atem an.

Zu meinen Freunden zähle ich Bäume.

Beim Ticken einer Kuckucksuhr denke ich an Holzbänke um einen Holztisch in einem niedrigen Raum mit Deckenverkleidung, sehr gemütlich. Ich denke daran, dass Vergangenheit einen Wert hat. Und an Schwarzwälder-Kirschtorte.

Ich trage weite, bequeme Hosen und laufe im Sommer viel barfuß. Rosa Oberteile stehen mir, ich ernte Lächeln und Blicke. In der warmen Jahreszeit bin ich oft am Wasser. Ich bin Expertin im Pause machen. Meine Haut schimmert samtig, die Intoleranzen gehören der Vergangenheit an. Manchmal gebe ich meine Erfahrungen weiter und stehe auf Podien. Aber das mache ich nur, wenn ich angefragt werde, es ist mir nicht mehr so wichtig wie früher.

 

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