Das Foto hat vor vielen Jahren mein Mann aufgenommen. Ursprünglich ein Dia, fand er es wert, als Foto entwickelt zu werden. Auch die Größe im DinA5 Format zeigt, dass das Motiv für ihn eine besondere Bedeutung hatte. Aufgenommen hat er es in seiner Lieblings- und Sehnsuchtslandschaft, auf dem Darss, der Halbinsel in Mecklenburg-Vorpommern, die jedes Jahr, manchmal mehrere Male, sein Ziel war. Dort haben wir uns kennengelernt.
Die Landschaft war ihm von vielen Aufenthalten vertraut, er bewegte sich auf dem Rad von Ort zu Ort, vom Bodden ans Meer und zurück und vor allem im Wald des Nationalparks. Mit ihm fühlte er sich verbunden. Er liebte den Buchenwald und dessen Geschichte. Mindestens einmal galt sein Besuch dem „Alten Meeresufer“ an der Buchhorster Maase. Ein Wanderweg verläuft an der heute sanften, von Buchen gesäumten Abbruchkante entlang, die den Wald von der grasbewachsenen Freifläche des Neudarss trennt. Oft konnten wir Wildschweine vom Weg aus beobachten, einmal auch Rotwild und immer Greifvögel. Gewaltige Persönlichkeiten sind die Buchen, die am Weg stehen, überwältigende Riesen, durch die der Wind fährt und ihnen krächzende oder jammernde Klänge entlockt. Auch Tonaufnahmen hat mein Mann gemacht und dieses beeindruckende Klangbild festgehalten.
Auf dem Foto kann ich erkennen, dass Wind geht. Im mittleren Bereich sieht das Laub leicht verwischt aus, auch der Ast im Vordergrund wirkt bewegt. Rechts im Hintergrund sind Bäume zu sehen, die nicht mehr ganz standfest zu sein scheinen, am Bildrand davor steht der große Stamm einer Kiefer. Seine schattierten Brauntöne finden sich in der Farbigkeit des Waldbodens, während die Stämme der Buchen sich grün und glatt gegenüberstehen. Beide haben sich zweistämmig entwickelt. Das rechte Exemplar erscheint schlanker und weiblicher, das linke wirkt kräftiger, gedrungener und eher männlich auf mich. Es sind zwei Wesen, die sich da gegenüberstehen, sich leicht einander zuneigen und sich ansehen. Ein Ast streckt sich wie der Versuch einer Berührung dem Gegenüber entgegen. Ich sehe uns beide, nach Antworten suchend.
©BarbaraBiegel2025
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