Oben auf der Aussichtsplattform von Sankt Peter
halten sich meine Finger wie vor fast dreißig Jahren am Gitter des Umgangs fest.
In der Ferne, am Rand der Ebene, ragen als Schattenriss die Berge auf. Seit
über zwei Jahren verdunkeln sie mein Leben. Ich starre hin und fixiere die
Gipfel und versuche, zu verstehen. Mein Blick wird abgelenkt von einer grünen
Plastiktüte, die tief unter mir aus einem offenen Fenster geweht wird. Der Wind
nimmt sie sacht mit, ganz sacht. Sie darf sich kurz im Schneegitter ausruhen,
dann taumelt sie weiter, abwärts, an einer Balkontür vorbei, bis der Aufwind
sie mitnimmt und hoch und höher schweben lässt. Zart und schön sieht das aus.
Ich denke an W. Er fiel nicht. Er schwebte. Eine Träne rinnt meine Wange
hinab. Auch ihr fällt es schwer, sich zu lösen vom Rand meines Kinns – kurz vor
dem Aufprall in der Tiefe fängt meine Hand sie auf.
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