Samstag, 16. Dezember 2023

Im Traum


 

 

Im Traum

 

Im Traum der Nacht hab ich die Saale gesehen

Nach herbstlichem Waldweg stieg meine Gruppe in freiem Gelände zu ihr hinab

Ich kannte den Weg, war ihn träumend ein paar Mal gegangen

Vergeblich damals, verwehrt war der Übergang

Und wirklich:

Die Saale kannte auch diesmal kein Ufer

Besonnt und mächtig lag sie im Bett

Nasse Gräben, bewachsen von grünfrischen Halmen

Und weiche Erde, auf der wir schwankten,

hielt sie bereit wie ein kluges Geschenk.

 

Der Fluss war der Meister und hielt uns auf Abstand

Die meisten der Gruppe blieben ihm fern.

Nur ich und das Kind, wir wagten uns weiter

Denn einst war es möglich, die Furt zu durchqueren,

Einmal sogar gelang mirs im Traum:

Das Gehen inmitten des Wassers war einfach und ohne jede Gefahr nahm ich Raum

 

Wieso die Spuren von Reifen hier enden? fragte das Kind.

Ich gab zur Antwort: Weil hier ein magischer Ruheort war.

Ob uns der Rückweg nun wieder hinauf führt? fragt es mit großen Augen erneut.

Ja, so ist es, sagte ich leise, um eine Erfahrung sind wir dann reicher und

mit einem Ja beginnt Leichtigkeit.

 

Beim Blick in das Wasser sahen wir Fische

Umgeben von Klarheit und voller Vertrauen in jegliche Tiefe

Aus ihren Kiemen sprossen noch Teile der Lungen

Bejahend war ihre Entwicklung im Gange

Lebendig und offen zugleich

 

Die Fülle und Vielfalt verschlug mir die Sprache

Ich ging in die Hocke, nahm das Kind auf den Schoß

Ich wies auf das Wunder und sprach von Verbindung

Und merkte sogleich, dass das Kind davon wusste.

Das so voller Mühe von mir Erkannte war ihm schon immer im Geheimen vertraut:

Wir sind nicht getrennt, nicht von Klarheit und Atem, nicht von Wasser und Berg, nicht von allen Geschöpfen

 

Und voller Liebe wachte ich auf