Freitag, 31. August 2018

Augenbilder






Drei Augen
in Goldrahmen
mit blauem Blick
voll Sehnsucht
und Liebe
in der Zeit
um den zwölften August


Ausstellung von Wasserfarbenbildern in den Räumen der Geschäftstelle der Verwaisten Eltern München, begleitet von einer Lesung aus meinem Roman "Imme Blau"

Mittwoch, 8. August 2018

Vom dritten Buch und mehr


 

Es ist Sommer und ich bin tief in meinem dritten Buch versunken. Manchmal erscheint mir dieser Text wie ein riesiger Berg, der nicht zu bewältigen ist. Ich kralle mich an ihm fest und klettere Fuß für Fuß höher. Unterwegs greife ich nach meinen Worten, Wörter wie schwere Steine, leichte und kraftvolle Federn oder zarte, bunte Blüten. Der Berg stellt mich vor schwierige Aufgaben und die Aussicht, dass all die eingesammelten Fundstücke noch einmal in die Hand genommen, angesehen, umgedreht, geprüft und entweder weggeworfen oder vom Staub befreit und poliert werden müssen, lässt mich manchmal müde werden. Dann frage ich mich, wieso ich schreibe, weshalb dieser neue Text von den Bergen handelt. Ich lehne mich einen Augenblick zurück, dann steht mir wieder alles klar vor Augen.
Am kommenden Sonntag ist der vierte Todestag meines Sohns. Sein Nahen verknüpft mich mit allem, was mir begegnet, so auch mit dem Buch in der Wühlkiste des Supermarkts, Fotos und Geschichten von den Bergen der Welt. Zu Hause zerschneide ich es in einem Akt der Aneignung und es entstehen Collagen.








Mittwoch, 1. August 2018

"Rot ist die Liebe!"



Unter der Dorflinde neben dem plätschernden, innen blau gestrichenem Brunnenbecken. Eine Spur aus dreifachem Tropfen sorgt für ein frisches, unregelmäßiges Rieselgeräusch. Eine ältere Frau in orangefarbener Strickjacke und schwarzen Hausschuhen kommt und grüßt „Guten Morgen“, obwohl es Abend ist. Ich mache Platz neben mir auf der Bank. 
Mit zusammengekniffenen Augen sieht sie auf die Sitzfläche und stellt entgeistert fest: 
„Die ist ja grün, die Bank!“ 
Ich bejahe, als sie mich fragend ansieht. 
„Grün? Das ist ja schlimm. Eine Bank streicht man doch nicht grün!“ 
„Wie denn dann?“, will ich wissen. 
„Na, braun! Rot nicht! Rot ist die Liebe!“ Nachdrücklich und mit festem Blick sieht sie mich an. Dann fasst sie sich um die Schultern: „Oh, hier zieht es, mir wird kalt, ich geh.“ Und eilig steht sie auf und ist schon auf der Straße, ohne auf den Verkehr geachtet zu haben. 
Da ruft ein Mann von gegenüber: „Rosa, komm heim!“