Freitag, 17. Januar 2020

Karriere nach Innen





Ich habe erkannt, dass ich eine Karriere hinter mir habe, wenn auch nicht im Außen, sondern ins Innere. 
Diese Karriere ist in die Tiefe gegangen, hat mir Erkenntnisse und einen neuen, wahrhaftigeren und zugleich entspannteren Blick auf die Welt gebracht. 
Wenn das Wort „Karriere“ beschreibt, wie gut ein Mensch im Lauf seiner Entwicklung seinen verschiedenen Rollen gerecht wird, den Rollen, die das soziale Umfeld und der Lebensraum erfordern, dann habe ich auf dieser vertikalen Karriereleiter große Fortschritte gemacht. 
Ich habe intensiv die Fremde erforscht und sie mehr und mehr verstanden, ich bin im Land der Trauer weite Wege gegangen, ich habe Heimat, Erfolg, Gesundheit und geliebte Menschen loslassen und betrauern müssen. 
Ich bin der Wut begegnet und habe mit ihr gekämpft. 
Ich bin als Quereinsteigerin Profi im Loslassen geworden. 
Andere haben eine Drogenkarriere hinter sich, ich eine Trauerkarriere, ich habe  vier Bücher dazu verfasst. 
Die Furcht vor einem Karriereknick kann mir nichts anhaben. 
Es gibt wenig zu verlieren nach dieser Karriere nach innen. 
Erkenntnisse können sich nur wandeln, sie können nicht verlorengehen.

©Barbara Biegel2020


Donnerstag, 9. Januar 2020

Hilf-Reich



Zum Klima

Ich mache mir Gedanken zur Klimakrise. Am Sonntag kommt die Umweltministerin und ist „gespannt auf Fragen und Anregungen“. Gerade hat mich ein neues Papier von ScientistsforFuture erreicht - „Aufklärung gegen die Klimakrise“, „um angesichts der grassierenden Verniedlichung oder gar Diffamierung die Klimaschutzbewegung zu stärken und den Fokus wieder auf wissenschaftlich begründete inhaltliche Fragen zu richten“.
Es ist wichtig, mit Fakten zu untermauern, dass es die Klimakrise gibt. Es ist wichtig, sich fit zu machen für Streitgespräche, in denen es um erneuerbare Energien, Co2, Motorenantrieb oder klimafreundliche Planung in Städten geht. „Wir, die Älteren, müssen dazu- und umlernen“, sagt das Schreiben. „Wir haben Jahrzehnte vergeudet, doch es ist noch nicht zu spät, um zu lernen und zu handeln.“
Ich denke über meine Widerstände nach, mich näher mit Fakten zu befassen. Bin ich genauso bequem wie Normalbürger, die einfach alles weiterlaufen lassen und nicht tiefer in die Wissensebene einsteigen wollen? Ich überlege, worin mein umweltliches Engagement besteht. Seit langem bin ich in der Natur unterwegs. Ich habe mich mit Vögeln, Bäumen und Vegetation vertraut gemacht. Ich kann die Veränderungen sehen. Baumkronen werden dünn, Pilzkrankheiten breiten sich aus. Das Immunsystem vieler Gewächse ist geschwächt. Die Trockenheit der letzten Jahre macht bewusst, wie kostbar Wasser ist. Auch wenn wir ganze Wälder pflanzen, sie werden ohne Regen nicht überleben. Bilder von verkohlten Kängurus sind Glieder derselben Kette, weil alles mit allem verbunden ist.
Ich ging und gehe auf die Demonstrationen der FridaysforFuture, ich halte Schilder hoch, in denen ich meine Trauer um das Artensterben ausdrücke. Ich kann andere engagierte Menschen bestärken, indem ich an Demos teilnehme, in Email-Verteilern meine Stimme erhebe oder Online-Petitionen unterzeichne. Ich kann durch mein Handeln beitragen, meinen Co2-Verbrauch gering zu halten, ich fliege nicht, fahre selten Auto und oft mit dem Zug. Ich schreibe als Autorin gegen die Gleichgültigkeit an und bin stolz, dass mein Text „Weltretten“ veröffentlicht wird. Was noch? Ich versuche, freundlich zu bleiben. Ich unterrichte und übe Qigong. Ich habe keine Antwort darauf, wie man andere Menschen dazu bringt, ihr Verhalten zu ändern, aber ich versuche, den Raum offen zu halten. 

Hier noch ein kleiner, berührender Film der ArtistsforFuture:

https://www.facebook.com/ParentsForFutureUK/videos/525798961525647/

Mittwoch, 1. Januar 2020

Leben in wachsenden Ringen






Rilke schreibt: "Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn, ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn."

Ein neues Jahr beginnt, in dem ich meinen Sohn nicht umarmen kann. Es bleibt, mich über seine vielen Grüße zu freuen, die er mir in Begegnungen mit der Natur, mit Menschen und in der künstlerischen Arbeit schickt.

Allen ein lebendiges neues Jahr mit Erkenntnissen und Empathie für alles, was uns umgibt!