Dienstag, 29. Oktober 2013

"ERREICHE GUTES"

"ERREICHE GUTES" - dieser Text stammt aus einem Kunstprojekt mit Hauptschülern der 9. Klasse, das ich in meinem Heimatort in Franken durchgeführt habe. Alle waren aufgerufen, kurze Botschaften beizutragen, die wir auf Fahnen druckten und, an einem langen Seil aufgereiht, sollten diese Botschaften vom Wind in alle Welt geweht werden.
Der Text stammte von einem Jungen, der sonst nicht gerade leicht zu handeln war und verursachte eine interessante Diskussion: Was ist eigentlich "gut" ? Gibt es ein "gut", dass für alle als gut empfunden wird? Muss man sich Mühe geben, es zu "erreichen"?
Der Hintergrund der Buchstaben läßt etwas von der Vielfalt der Antworten ahnen...




Bitte als Fahne denken!






Das alles fiel mir wieder ein, weil ich hier oft höre: "mein Guter" oder "Grüß deine Gute" - gut, wenn man/frau so jemand kennt/hat ;-)

Montag, 14. Oktober 2013

JENAHOME

BLICK AUF DIE STADT



JENAHOME, so heißt mein neuer Film, den ich anläßlich des Kunstmarkts in Jena zeige. Im Programmheft steht: poetisch-künstlerische Collage über Jena aus individueller Sicht.

Was ist Jena für mich? Welche Bilder und Eindrücke habe ich in den zwei Jahren gesammelt, die ich hier wohne? Was ist für mich Jena-typisch?
Das Foto ist beim Ideensammeln entstanden - meine Augen sehen auf die Stadt.
Spiegelt sich etwas in ihnen?
Welche Augen erwidern meinen Blick?
Verschwimmt das Bild manchmal und weshalb?
Was scheint hinter der Unschärfe auf?
Entstehen auf der Netzhaut auch Bilder von Vergangenheit oder Zukunft?
Und welche Geräusche und Klänge begleiten diese Momentaufnahmen?
Was höre ich, wenn ich an Jena denke?

Ich bin schon sehr gespannt auf die Gespräche darüber...


Donnerstag, 10. Oktober 2013

Flug

Gestern, am Scherbentag, hatte ich eine wunderschöne Begegnung mit diesen Schwänen in einer kleinen Bücherei im Saale-Holzlandkreis. Dort gibt es in einem alten Haus, das schon um 1890 Sitz der Bibliothek war, ein freundliches Lesezimmer für Kinder mit Holzboden, Bücherpersönlichkeiten auf Regalen und einer bemalten Stuckdecke, und zwar in ehrenamtlicher Arbeit, soweit ich das verstanden habe, von einem Restaurator und Freunden...


Schwäne fliegen wie Gedanken ...in der Bücherei in Camburg

Hier mehr - und live ist es ein noch schöneres Erlebnis!











Zerschlagenes

An manchen Tagen wird das positiv-gestimmt-Bleiben zum Kraftakt. Nach zwei Stunden Kunstprojekt mit 10 bis 12jährigen zum Beispiel: Aussagen wie "Kunst braucht man nicht", "Was soll das bringen?", "Ausdauer, hab ich keine Lust zu", was ja eigentlich spannende Aussagen für Diskussionen sind, erobert die unglaubliche Unruhe einer Minderheit immer wieder die Gesamtgruppe und es ist ein steiniger Weg und in manchen Fällen unmöglich, die Freude am Tun zu spüren und wahrzunehmen. Ständige Motivation einerseits und konsequente Maßregelung andererseits sind nötig, um alle bei der Stange zu halten.
Zerschlagen wurde jedoch im Vorfeld schon: Respekt vor Anderen haben, Zuhören, zur Ruhe kommen - wie soll das die Institution Schule alles richten?



Zerschlagene, aber auch ganze weiße und gemusterteTeller

Montag, 7. Oktober 2013

my magic is a giveaway

So beginnt ein Liedtext, den ich gestern hörte (und sang ;-). Die Melodie ist auf und absteigend und hat etwas frohes und zugleich melancholisch-getragenes.
Im Text heißt es weiter: my magic is a song - so I give away my love today - and sing the whole night long.
In Abwandlung kann man auch singen: your magic oder our magic etc. Dazu fiel mir eine ältere Collage ein:



Collage o.T., 2010

Eine Frau auf der helleren Seite einer Landschaft singt, ruft oder schreit, wobei ihr von einer Kapuze gegen Kälte oder Wind geschützter Kopf körperlos an die Silhouette der Hügel angepasst ist.
Ihr Gegenüber ist ein Schädel, der über der dunkleren Landschaftsseite zu schweben scheint. Während die Frau durch ein realistisches Foto dargestellt wird, stammt der Schädel anscheinend aus einem Lehrbuch für Anatomie - er ist gezeichnet und mit Zahlen beschrieben. Beide sind einander zugewandt und in Resonanz - der Schädel scheint zuzuhören.
Ich stelle mir vor, die Frau singt: my magic is a giveaway - sie singt es trotz Wind und Kälte, sie singt es mit tiefer Zuversicht, sie ruht in sich und hat doch den Tod im Blick: er gehört mit zum Leben...

Sonntag, 6. Oktober 2013

Warum macht man Kunst?

Anläßlich der Ausstellung über Meret Oppenheim zeigte ARTE eine Dokumentation über sie - ich schrieb mir folgendes Zitat auf:

"Warum macht man Kunst?
Weil man Lust hat, weil man Drang hat, Kunst zu machen. Weil es wirklich in unserer nationalistisch eingestellten Welt das Einzige ist, was uns überhaupt noch mit unseren Wurzeln und vielleicht auch mit der Zukunft verbindet.
Man fängt an auf eine vollkommen spielerische Weise. Das Spielerische ist das wirklich eigentlich Wichtigste. Durch Spiel entsteht Ernst."

Dazu passt, finde ich, meine Collage ( 2010, o.T. ):




Aus einem gezeichneten Herz, das anscheinend aus einem medizinischen Lehrbuch stammt, worauf die mit Zahlen versehenen Einzelteile hinweisen, sprießt ein aus dem Skizzenbuch Caspar David Friedrich´s stammender Baum, der teilweise auch aus dem Hintergrund zu erstehen scheint.
Die Adern des Herzens wirken wie das Wurzelwerk. Der Baum erwächst in die Zukunft, genährt durch das Herz.
Geheimnisvolle , an Perlen oder Knöpfe erinnernde dunkle runde Gegenstände befinden sich im unteren Bildteil. Fallen sie, weil das Wachstum die zu eng gewordene Haut sprengt? 

Samstag, 5. Oktober 2013

Das Spiegelsein des Films



Der Weg zum Verständnis anderer Menschen führt auf den Weg nach innen. Wenn man sich selbst versteht und das filmisch ausdrückt, wird man verstanden von den Anderen: wenn man seine eigene Biografie durchleuchtet und aufzeigt, entsteht auf einmal eine Resonanz in den Herzen anderer Menschen, weil die parallelen Biografien damit angesprochen werden.

Das ist ein Übersetzungsvorgang, der mich immer wieder erstaunt und aber auch erfreut,denn das zeigt, dass der künstlerische Weg, der ja immer auch nach innen geht, ins Persönliche, funktioniert, dass er einen Weg darstellt zu den Herzen der Anderen.






Diese Identifikation, die man beim Ansehen von Filmen erleben kann, macht dieses künstlerische Medium zu etwas Besonderem, weil da zusätzlich zur Dimension der Erzählkunst eine Suggestivwirkung in die persönlich-private Sphäre ausgeht über die Bilder, die man sieht.
Letztlich findet man sich in den Bildern auf eine Weise wieder, die kein Mensch nicht erklären kann - man spiegelt sich in den Filmfiguren.