Dienstag, 1. September 2020

dancing


Wenn sie aus dem Haus ging, nahm sie es mit, in ihrem Inneren und hielt sich fest an den Wurzeln, an der Quelle. Das schützte sie, selbst wenn sie in den Schwanenweiher starrte und zwischen den Seerosen das eine oder andere dicke Maul eines Karpfens erspähte, das sich krampfartig öffnete und schloss und jedes Mal den schwarzen Schlund freigab. Auch, als sie unter der alten Weide gegenüber des Mosthauses saß, auf einer der drei neuen Bänke, die man neben der unproportionierten Statue des Friedensmahnmals aufgestellt hatte, blieb sie ruhig. Sie fragte sich, wo sie diese Figur schon einmal gesehen hatte und es fiel ihr ein: in einem Traum, Wochen zuvor. Beide hatten sie Arme und Beine verloren, der eigene Leib und der aus Stein. 

Doch die Weide war schön, sie hatte sie nie so recht bemerkt, vor allem einsam kam sie ihr vor, ebenso einsam wie sie selbst und ebenso einsam wie der Kastanienbaum am Bahnübergang, an der sie kurz zuvor vorbeigelaufen war. Das gleichaltrige stattliche Wesen daneben war irgendwann abhanden gekommen.

"Im Jetzt sein!", rief sie sich zu, bevor sie traurig werden konnte. Im gleichen Moment sah sie die Winde. 

Alles an ihr lächelte.

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