Samstag, 4. September 2021

Traumbild



 

Zuerst mit Y. in vertrauter Landschaft. In der Ferne auf einer Wiese große Schreitvögel, vielleicht Störche. Sie fliegen nicht weg. Es sind graue Exemplare darunter, es könnten Junge sein, aber ich denke, es sind fremde Exoten. Y. sagt, es sind alles Störche. Wir laufen über grüne Hügel, er voran, immer schneller, er geht seinen Weg, der nicht der Meine ist, ohne Blickkontakt. Ich kann nur folgen und tue es bereitwillig, bis es mir unmöglich wird. Da halte ich an und bleibe stehen. Er bemerkt es und geht dennoch weiter, nähert sich dem Rand einer Wohnsiedlung, trifft dort auf eine sehr verstörende Skulptur (eine Frauengestalt mit Kinderwagen), kehrt fluchtartig um und kommt zu mir zurück. Wir kommen beide in das schöne Bauerndorf zurück, aus dem wir gekommen sind. Dort wohnt R., die gerade meine Fotoausstellung besucht hat und mir begeistert entgegenkommt: „Barbara, deine Fotos sind großartig, sie haben mich sehr bewegt! Ich habe Frau X vorhin getroffen, die bekannte Kritikerin. Sie lehnt deine Arbeiten leider ab. Und da war noch eine junge schöne Frau, die von ihnen begeistert war und sich in einem sehr emotionalen Gespräch für deine Arbeiten eingesetzt hat. Ich habe beide mitgebracht.“

Zuerst betritt die Kritikerin den Raum. Sie ist sehr groß, hat rote Haare, ein braunes faltiges Gesicht sowie eine etwas steife Körperhaltung und trägt schwarze Kleidung. Etwas überrumpelt begrüße ich sie, bin dennoch ganz bei mir und allem gewachsen. Dann stürzt die junge Frau herein, mit einem bewegten Körper, einem schönen blassen Gesicht, glatten, hinten zusammengefassten Haaren und großen Augen. Sie hat geweint und noch rote Flecken auf den Wangen. Sie sucht meine Nähe, ich umarme sie und streiche ihr über die Wangen, um sie zu beruhigen. Dann spreche ich über die Bilder. Alle hören zu, auch R. und E. Ich sage zu der Kritikerin, dass sie recht hat, dass mein Mann mir die Spiegelreflexkamera geschenkt hat, dass ich aber nie ihre Möglichkeiten ausgeschöpft habe, weil mich das nicht interessiert hat. Ich hätte einen sicheren Blick für das Motiv, beim Fotografieren fließe es, alles sei schlüssig, aber ich würde mich nicht an den technischen Möglichkeiten von Belichtung, Schärfe etc orientieren. Ich würde das Motiv lediglich so annehmen, wie es sich zeigt (!). „Aber das ist ja gerade das Schöne!“, ruft die junge Frau, „das ist doch kein Manko!“ Ich berühre sie zärtlich und nicke und sage, dass allein der Prozess für mich schon Qualität bedeutet.

Plötzlich sehe ich einige Kinderfotos von früher auf dem Tisch  liegen, hebe sie hoch und eines zeigt in Schwarzweiß mich und meine Schwester mit den Nachbarskindern, wie eine Pyramide hat man uns auf einem der weißlackierten Stühle aufgenommen, ganz unten meine Schwester, ein rundes weißes Etwas, alle in einer lustigen Treppe übereinander. Eine große Wärme durchströmt mich und ich erkenne plötzlich, dass ich in meinen Arbeiten etwas von dieser frühen Kindheit aufgenommen habe, ich begreife, dass sich der Kreis schließt.

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