Sonntag, 22. Januar 2017

Winter




Winterminiatur

Die Hände der Kiefernzweige servieren runde Schneebaisers nur für mich. Ich laufe durch den Wald. Mein Herz singt zur Notenschrift der Schneegirlanden.
Ein Mann schultert einen toten jungen Baumstamm und ich verstumme.
An der Wegkreuzung am Waldrand wartet eine Krähe.
Ich gehe vorbei, denn ich vermisse eine vertraute Gestalt. Mein suchender Blick gilt allein ihrem fehlenden Umriss. Übersah ich sie im Schwarz des Gefieders?
Die fehlenden Antworten machen mich verletzlich. Die Dornen der Hagebutten ritzen mir die Haut wie die Krallen des Schicksals. Grashalme durchsticheln die Schneedecke und eine frisch genähte Fuchsspur malt blaue Muster ins blendende Weiß. Der Klang von Stimmen und Schlittenkufen trägt mich weit in die Kindheit.
Dann findet mich der Trost. Tief einfallendes Sonnenlicht erzeugt Diamantgefunkel. Hinter der kompakten Krone der freistehenden Kiefer hat der Wind ein hellbraunes Oval gezeichnet. Nur noch kurze Zeit verzögern die Widerhaken der Distelkämme meine Rückkehr.
Zum Glück warten die Bäume auf mich.



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