Freitag, 3. April 2020

Ein Haiku-Spaziergang in Corona-Zeiten


Der Falke rief mich
Wir teilten wissende Blicke
Flügel an Flügel


Die junge Mutter
trägt Kind und Mundnasenschutz
Doppelbelastung


Das Mädchen sieht mich,
nimmt Corona-Abstand ein,
ihr Vater schnaubt nur


Haar meiner Tochter
Verwoben im Vogelnest
Wonnige Wärme


Das Dorngestrüpp schweigt
zu all den Geschehnissen.
Blütenübersät


Eiskalte Hände.
Zum Glück macht der Schmerz mir klar:
Ich bin am Leben!


Den Ruf der Krähen
in den Zeiten des Shut-Down
hört man viel weiter.


Kein Osterbesuch
Meine Tochter auf Abstand
Quarantänezwang


'The Work' von Katie:
Meine Blockaden löst sie
So gut wie Haikus


An trüben Tagen
Wenn die Fallzahlen steigen
Versuch ich ein Lied


Es macht mich traurig
Niemand fragt nach meinem Kind
Das erste fehlt schon


Wird es lang dauern,
bis deine Angst verschwindet
mich zu umarmen?


Glückliche Fügung -
zu üben mit Corona
anstatt Ebola


Zwei Veilchen am Weg
Blinde Angst übersieht sie
In Viruszeiten


Müssen wir gehen,
verbindet uns die Liebe.
Trotz aller Sorge.



Haikus sind dreizeilige Kurzgedichte mit insgesamt siebzehn Silben und dem Silbenrhythmus 5, 7, 5. Ihr Ursprung liegt in Japan. Beim Spazierengehen habe ich viele Ideen und immer Papier und Stift dabei, seit mich vor kurzem dieser Virus erfasst hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen